Unser Bürger-Schützenfest ist in durchaus gelungener und vollendeter Weise verlaufen und heute nach dreitägiger Feier beendet worden.
Am Samstagnachmittag wurde das Fest durch Kanonendonner eingeleitet; kurze Zeit darauf trat das Bataillon an und marschierte, Musik an der Spitze, nach dem Festlokale. Hier konzertierte die Kapelle mehrere Stunden. Währenddem fand ein gemütliches Zusammensein der Schützen statt.
Am Sonntagvormittag trat das Bataillon zur Parade an, die von dem alten Schützenkönige abgenommen wurde. Dann erfolgte der Abmarsch zum Festzelt, wo abermals Konzert stattfand. Nachmittags rückte das Bataillon wieder nach dem Festzelt ab und begann hier das Sternschießen. Leider stellte sich jedoch Regen ein, von dem ein Teil des Festpublikums sicher nicht angenehm berührt worden ist, da immerhin der Aufenthalt im Freien dadurch beeinträchtigt wurde. Nach der Beendigung des Schießens war Ball.
Heute fand das Königsschießen statt und die Verkündung des Schützenkönigs, sowie die Erwählung der Schützenkönigin, die also nun bis zum nächsten Feste im hiesigen Schützenreiche regieren werden. Die Schützen huldigten ihrem Monarchenpaare durch einen strammen Parademarsch. Während uns gestern das Wetter abhold gewesen war, war es uns heute um so gnädiger, und so konnte es nicht fehlen, daß der Festplatz ein überaus reges und frohbewegtes Bild zeigte, wie es dem Charakter eines echten, gemütlichen Volksfestes entspricht. Zu erwähnen ist noch der große Festzug, der einen durchaus würdigen Verlauf nahm, desgleichen das sehr hübsche und präzis vor sich gehende Feuerwerk, welches nicht verfehlte, auf alle Anwesende effektvoll zu wirken. Den Schluß des Festes bildete ein überaus stark besuchter und wohlgelungener Festball.
Das Fest war von zahlreichen Fremden besucht, unter denen bezüglich des schönen Verlaufes desselben nur eine Stimme herrscht. Vielen hat besonders auch der schöne romantische Charakter des Festplatzes gefallen. Die Bewohner unseres Ortes können auf den Verlauf ihres Schützenfestes mit Recht stolz sein; bis zum Beginn des nächstjährigen wird es jedenfalls allen eine angenehme Erinnerung sein.
Essener Generalanzeiger, 2. August 1880